Hier greife ich etwas vor, denn diesen Punkt wirst Du — aller Wahrscheinlichkeit nach — in unserem BU-Gespräch erst noch kennen lernen. Außer Du hast schon eine BU abgeschlossen, dann kennst Du ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits. Zumindest von Sehen her.
Brutto / Netto = Steuer?
Nein, es hat nichts mit der Steuer zu tun. Die BU gehört zur Lebensversicherung — und diese ist von der Versicherungssteuer befreit. Der Grund liegt woanders und klingt zuerst etwas bescheuert, hat aber einen tieferen Sinn.
Du hast bestimmt schon einmal gehört, dass Lebensversicherer einen Auszahlungsbetrag garantieren. Diese Erzählungen kennt man aus einem schon fast ausgestorbenen Bereich: der kapitalbildenden Lebens- und Rentenversicherung.
Dann gibt es aber meist noch etwas mehr, weil sogenannte “Überschussanteile” (also das, was man über die Garantie hinaus erwirtschaftete) oben drauf kommen. Etwas konkreter: Heute liegt der Garantiezins bei 0,25%. Erwirtschaftet werden im Schnitt aber rd. 2%. Die Differenz ist der sog. Überschuss.
Was hat das mit der BU zu tun?
Sehr viel. Denn hier haben wir ebenfalls eine “Garantie”: den Bruttobeitrag. Das ist der höhere von beiden. Bei diesem Beitrag gehen die Versicherer in jeder Hinsicht nur vom Negativen aus:
- extrem hohe Schadenquote
- keinerlei Zinsgewinne mehr auf den zurückgelegten Teil des Beitrags*
- hohe interne Kosten.
* = Was es damit auf sich hat, kannst Du hier nachlesen: in Bearbeitung: LINK zu “Kommt da am Ende was raus?”
Der Bruttobeitrag ist die “Garantie”. Mit diesem Beitrag soll der Vertrag am Ende garantiert “null auf null” aufgehen. Dem gegenüber steht die Realität. Diese sieht so aus: die Versicherer betreiben das BU-Geschäft im Regelfall schon sehr lange und können somit auf ihre echten Statistiken zurückgreifen. Diese zeigen:
- eine deutlich niedrigere Schadenquote
- das derzeit zwar wenig Zinsen erwirtschaftet werden, aber immer noch deutlich mehr als “nichts”
- deutlich geringere interne Kosten.
Ta-da, da haben wir ihn: den Nettobeitrag.
Die Differenz zwischen beiden Beiträgen ist der (Achtung: derzeitige!) Überschuss.
Mit diesem Überschuss können wir drei Dinge anstellen:
- ihn beim Versicherer anlegen
- ihn über den Versicherer in Fonds investieren
- ihn direkt verrechnen und nur den Nettobeitrag abbuchen.
Warum erzähle ich Dir all dies theoretische Zeugs?
Das liegt an dem Wörtchen “derzeitig”. Ein Überschuss ist halt nicht garantiert. Er kann theoretisch auch sinken, weil sich die negativen Annahmen bzgl. des Bruttobeitrages (teilweise) bewahrheiten. Sinkt der Überschuss, erhöht sich Dein Nettobeitrag. Sinkt er auf Null, kann nichts mehr verrechnet werden und Du müsstest den vollen Bruttobeitrag zahlen — oder ggfs. die versicherten Leistungen reduzieren, wenn Du nicht so viel zahlen möchtest.
Ein solches Szenario ist aber bisher noch nie eingetreten. Ja, es gab Überschuss-Senkungen (oft falsch als “Beitragserhöhung” bezeichnet), aber diese kann man wortwörtlich an einer Hand abzählen. Sie kamen auch mit Ansage: die Versicherer fielen mit extrem niedrigen Preisen bzw. abenteuerlichen Kalkulationsgrundlagen auf. Makler mit Weitblick machten also sofort einen Bogen darum. Verkauft haben es diejenigen, die stumpf über den Preis gingen…
An dieser Stelle schließt sich der Kreis: ich sagte im vorangegangenen Beitrag, dass wir einerseits keine Glaskugel besitzen und somit nicht 100%ig garantieren können, dass Du niemals eine solche Überschuss-Senkung erleben musst. Wir reden immerhin über Laufzeiten von mehreren Jahrzehnten, da ist sowas ja unmöglich. Wir versuchen dieses Risiko aber durch unsere Umsicht auf ein Minimum zu reduzieren.
Sollte es wider Erwarten doch dazu kommen, dann schauen wir gemeinsam, wie wir damit bestmöglich umgehen.
Zur Beruhigung:
Die Versicherer, mit denen wir vorrangig arbeiten, sind “Maklerversicherer”, also sehr stark auf den Vertrieb über Makler ausgerichtet. Sie achten also sehr stark auf ihren guten Ruf — und eine Überschuss-Senkung im Bestand wäre dem alles andere als zuträglich. Die Wahrscheinlichkeit sinkt also noch einmal.
Die Realität sieht so aus: erkennt ein Versicherer, dass er für eine sichere Ausfinanzierung des BU-Schutzes mehr Beitrag verlangen muss, dann schließt er einfach den aktuellen Tarif, kalkuliert neu und erhöht die Beiträge für das Neugeschäft. Die bestehenden Verträge werden also nicht belastet.
Nur nochmal rein zur Sicherheit: Wir können nichts garantieren. Ich kann Dir nur sagen, wie es in den letzten 20+ Jahren lief und darauf basierend sagen, dass eine solche Überschuss-Senkung ziemlich unwahrscheinlich ist.
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